Fahrbericht Sachs Dreigang.
In der heutigen Zeit kommen Naben in den Handel, die kontinuierlich mehr und mehr Gaenge haben.
Der Markt verlangt das.
Es gibt Ausnahmen, die sind jedoch nicht in großen Mengen vertreten.
Sturmey Archer hat z.B. mehrere Zweigang-Naben, die haben in Deutschland keine Lobby.
Fichtel und Sachs hat nahezu 30 Jahre eine Modellpflege betrieben.
Es sind verschiedene Dreigang-Naben auf den Markt gebracht worden.
Wer lediglich in die Pedale tritt, merkt von der "anderen Nabe" im Rad nichts.
Ich baue gerne Raeder um, also liegts auf der Hand, in ein Rad von 1956 eine Mod55 einzubauen.
Ich fahre jedoch am liebsten Mod515, deshalb ist im folgenden Rad aus BJ55 eine fruehe 60er Jahre Nabe.
Das Rad kam um 1985 in meinen Besitz.
Ich habe es 2008 verkauft, es kam retour und das ist auch gut.
Die Chromgabel hat es durch eine fruehere Reparatur vor 1980.
Das Rad ist vor ca. 2 Jahren ueberholt worden, mit folgenden Umbauten:
Die Torpedo-Freilauf wich der 515.
Das Tretlager ist ersetzt durch ein Glockenlager Lagerware Renak.
Die Pedale sind Vorkriegsware, ich habe eine Vorliebe fuer breiten Kontakt am Schuh.
Die Lichtanlage ist von Radsonne, gabs 55 noch nicht.
Der Sattel ist ein Damen Schwinge-Modell.
Der klassische Dreigangschalter und seine Funktionen.
Fahrradoldtimer Schaltansteuerungs-Standardkonversation:
"Ich hatte frueher mal einen Schalter aus Metall."
"Meinen Sie den roten von Fichtel und Sachs?"
"Ja genau, der erinnert mich an Oma Luettichs Rad, den moechte ich haben..."
Dieser Schalter war schon gut 30 Jahre im Einsatz.
Der gehoert zeitlich zur Torpedo Mod515.
Er besticht durch eine klare Aussage bzgl. der Gangwahl und Ansteuerung.
Wer mit einem Rad umgehen kann kommt mit dem Schalter zurecht.
Wer das Prinzip Runterschalten versteht hat auch beim Hochschalten schnell Erfolgserlebnisse.
Unaufmerksamen Radlern sei die Markierung zwischen III und II ans Herz gelegt.
Das ist die Leerlaufmarkierung, nicht zu verwechseln mit dem Freilauf.
Die Dreigangnabe 515 gibts zwar auch als "Freilauf 415 ohne Bremse", aber die hat auch einen Leerlauf.
Wenn der Schalter in diese Stellung gebracht wird drehen die Kurbeln frei nach vorne und hinten.
Das ist angedacht um die Gaenge richtig einzustellen.
Es hat aber den Nachteil des Bremsverlustes bei falscher Einstellung.
Wird der Schalter mit einer H3111-Sachsnabe verwendet ist das nicht moeglich.
Diese Nabe ist bauartbedingt ohne Leerlauf.
Die drei Elemente der Dreigang
Die Uebersetzung:
Das Vaterland hat die Uebersetzung 46 / 21.
( Kettenblatt-Zaehnezahl / Ritzel-Zaehnezahl )
Das Uebersetzungsverhaeltnis:
Das ergibt sich durch 46 : 21 = 2,19.
Dieser Wert gilt fuer den 2ten Gang (Mod515) der 1 : 1 wirkt.
Das verhaelt sich dann wie bei einem 1gang Fahrrad.
Die Entfaltung:
Das ist der Weg den das Rad zuruecklegt bei einer Kurbelumdrehung.
Das ergibt sich durch den Abrollumfang des Reifens. (28 Zoll = 2,15 Meter)
Dieser Wert mit obigen 2,19 multipliziert, dann ist die Entfaltung = 4,71 Meter.
Bei einem Kettenblatt mit 52 Zaehnen wuerde ich dann hinten ein 24 Zahn-Ritzel montieren.
Dann waere das Uebersetzungsverhaeltnis wieder annaehernd gleich.
In der Praxis:
Es ist moeglich sich dem Optimum rechnerisch zu naehern.
Ich fahre die Kombination jedoch bedingt durch meine Erfahrungen.
Ein viertes Element sollte beruecksichtigt werden.
Das ist die Trittfrequenz. Die Haeufigkeit der Kurbelumdrehungen pro Minute
Ich kann das Uebersetzungsverhaeltnis um 2,2 auf Touren gut halten.
Ich bin ein langsamer Radler und empfinde den 3ten Schnellgang noch etwas zu schwer.
Der "Praktiker" probierts im 2ten-Gang aus.
Wer bei der Dreigang sich am 3ten-Gang orientiert, "erntet" sozusagen 2 Berggaenge.
So fahre ich die Dreigang Mod515.
Wenns gut laeuft...
Bei Steigungen bleibe ich erst sitzen und fahre den 3ten-Gang.
Ich schalte in den 2ten-Gang reduziere die Geschwindigkeit und versuche meine Trittfrequenz zu halten.
So verfahre ich auch beim 1ten-Gang.
Wenn ich aufstehe schalte ich vom 1ten in den 2ten-Gang.
In der Regel geht das bei maeßiger Steigung gut und ich erreiche wieder meine Trittfrequenz.
Bei staerker werdender Steigung verbleibt der 1te-Gang zum "nachlegen".
In huegeligem Gebiet macht es Sinn bergab Schwung zu holen.
Ich achte aber darauf nicht meine Trittfrequenz zu ueberfordern.
Dazu naehere ich mich dem Kraftpunkt durch leichtes mittreten.
Wenns schlecht laeuft...
Mein Rueckblick auf maue Ruecktritt-Bremsleistungen der 515
Drei mal Dreigang im Dauereinsatz.
Auf damals von mir gefahrene Nabe 515 habe ich hier Zugriff und werde sie zerlegen.
Die Bremsen
und wie ich versucht habe die damals schon alten Raeder nicht total zu verbasteln.
In den 80er Jahren gab es eine starken Umbruch in der Radszene.
Das MTB zog mit seinem puristischen Gelaendeflair bis in die Staedte ein.
Daraus entwickelten sich sogenannte ATBs. All-Terrain-Bikes.
Das waren teils schoen (wie MTB) aussehende Fahrraeder.
Oft hatten die 28"- nicht wie MTBs 26"-Laufraeder.
Ein ATB war ideal fuer lange Reisen. Fuer mich kam das aber nicht in Frage.
Ich habe die damaligen Alltagsraeder ueberholt und mein Augenmerk verstaerkt auf die Bremsen gelegt.
Die Dreigang war eine gaengige Schaltungsnabe mit einer akzeptablen Ruecktrittbremse.
5gang Pentasport war gerade mal 1-2 Jahre auf dem Markt.
Die kam fuer mich auch nicht in Frage, da ich zu wenig Ahnung davon hatte.
Unsere angestrebten Tagesetappen lagen bei 20-60 Kilometer am Tag.
Somit war genug Zeit Richtung Suedeuropa mit dem Sommer in den Herbst zu fahren (Aug-Dez).
Meine ersten Versuche den Berg rauf waren mit Ritzeln jenseits 20 Zahn erfolgreich.
Allerdings stellte sich heraus, die Bremsen sind zu schlecht.
Das Damenrad (links) hatte nach dem Umbau drei Bremsen.
Die Ruecktritt-, die Stempel- und eine nachgeruestete Trommelbremse.
Die Wulstfelgen blieben im Rad.
In der Mod515 ist ein neuer Bremsmantel montiert worden.
Das gleiche Prozedere hat auch das Lastenrad (mittig) erfahren.
Vorne ist eine Mopedtrommelbremse zu sehen.
Die war auch bei der Abfahrt (Alpenquerung vom Spluegen runter) immer nur lauwarm.
Aus der Dreigang lief das Oel wie Wasser, ich habe selbiges ca. fuenf mal durch den Schmiernippel nachgefuellt.
Eine Spritze gehoerte zum Bordwerkzeug.
Mein Freund fuhr damlas voll "up to date" H3111.
Mit oben verlegtem Bowdenzug.
Wenn der erste Gang nicht richtig rein ging (Gepaeck klemmt) sah ich ihn oefters am Zug reißen.
Die Dreigang - das Baeckerrad
und der Spluegen
Meine Erinnerungen an die Alpenfahrt sind romantisiert und erscheinen mir wie aus dem Nebel.
Ich fands damals cool mit einem "Flypack" zu reisen.
Das ist der Rucksack hinten auf dem Gepaecktraeger.
So stand auch mal einer Wanderung in den Bergen nichts im Wege.
Ebenso konnte bei einem Hotelaufenthalt die Erscheinung als Rucksack-Tourist etwas kaschiert werden.
Mit einer Abdecklasche konnten die Tragegurte verpackt werden.
Das Flypack ist inzwischen Schrott.
Das Rad noch nicht, es hat sich mit mir veraendert.
Damals gab es als groeßtes Ritzel das 24-Zahn von Fichtel und Sachs.
Mod 515 (fruehe Ausgabe) ermoeglicht die Montage von 2 Ritzeln.
Ich fuhr damals 19 Zahn und 24 Zahn.
Die Kette wurde von Hand umgelegt, die 2x3 war nicht mein Ding.
Von Hand umlegen ging so:
Hinterrad loesen, Kettenschloss oeffnen,
Kettenstueck mit zweitem Kettenschloss montieren,
Kette spannen, Testfahrt... fertig.
Das habe ich in 4 Monaten zwei mal gemacht.
Vor dem Harz und vor den Alpen.
Heute wuerde ich 21 Zahn und 28 Zahn montieren.
Ansonsten sehe ich keine Huerde selbige Tour wieder zu machen.
An der Art wie ich eine Dreigang fahre, gab es seitdem wenige Veraenderungen (siehe oben).
Der Spluegen ist schwer
.
Er ist aber vom Bodensee aus (den Rhein hinauf) leicht zu erreichen.
Fahrend oben am Pass anzukommen ist ein Frage der Einstellung.
Nach einer Querung durch Deutschland ist das vorherige Training sicher erledigt.
Die Abfahrt ist der kitzlige Punkt.
Vom Bodensee bis zum Comer See war ich ca. 6 Tage unterwegs.
Bis zum Pass oben dauerte es gut 4 Tage, die Abfahrt ist dann in 1,5 Stunden erledigt.
Die Zahlen haben nichts mit meinem Sportsgeist zu tun.
Meine Betrachtungen gelten hier den Spannungsspitzen.
Die Tretlagerwelle war durch den permanenten Wiegetritt gebrochen.
Der Dreigang hat die Quaelerei nichts gemacht.
Behaupte ich hier mal so locker.
Die Dreigang - Betrachtungen zur Abnutzung.
Diese Nabe wurde nur mit Oel gefahren.
Ich habe die Dreigang-Nabe Mod515 damals mit KFZ-Hinterachsoel gefahren.
Das Oel im obigen Foto sind die Reste die in der Nabe ca. 20 Jahre verblieben sind.
Rechts eine Lagerware Achse, links die Achse aus obiger Nabe.
Das ist ein gutes Ergebnis.
Ich bin selbst erstaunt, zumal die Nabe hart gefahren wurde.
Die Nabe wurde von mir mit Lederdichtungen ausgestattet.
Im Kugelring des Antreibers finden sich Abriebreste und Staub.
Verdickt (gemischt mit Oel) wie bei Naben die mit Fett gefahren werden.
Der Durchmesser des in der Nabe genutzten Messingbremsmantels.
Der Durchmesser eines neuen Stahlbremsmantels.
Da ich die Nabe "nur" mit Oel gefahren habe bremste das Rad schlecht.
Das Laufrad lag gut 10 Jahre rum, das wird sich nun aendern.
Ich gehe zurueck zu den Wurzeln und rueste mein Lastenrad wieder auf diese Nabe um.
Original (bei Kauf) war darin eine Torpedo-Freilauf.
Dann folgte obige 515 fuer die Reise.
Danach kam der Rueckbau auf Torpedo Zweigang.
Ich wollte das Rad eher kalendarisch aus einem Guss.
Ich benutze das Rad aber als Traktor, dafuer ist die Doppeltorpedo zu zart.
Mein Fazit zum Oel, Fett und Bremsleistung.
Bei meinem VW-Kaefer galt.
"Kipp lieber Altoel rein als ihn trocken zu fahren".
Bei der 515 ebenso!
Wer keine Bremse will greift zur 415.
Eine 515 auf 415 umbauen geht auch, mir ist das zu muehsam.
Ich werde obigen Messingbremsmantel nun mit Vaseline versorgen.
Und ihn damit nach Jahren in seine Funktion rueckversetzen.
Wenn er schlecht bremst ist er abgenutzt und fliegt in den Muell.
Der Durchmesser ist nur bedingt eine sichere Aussage zur Verwertbarkeit.
Kompatibel ist der noch erhaeltliche Stahlbremsmantel der H3111.
Ebenso der Bremsmantel der SRAM T3.