Die Bremse der Sachs Freilaufnabe und deren Verbesserung (bedingt moeglich).
In der Fahrposition drueckt der Antreiber die Walzen gegen die Nabenhuelse und das Rad faehrt.
In der Bremsposition drueckt der Walzenhalter den Bremskonus in den Bremsmantel,
der spreizt sich und drueckt gegen die Nabenhuelse und das Rad bremst.
Der Messingbremsmantel hat lediglich eine Dehnfuge, bauartbedingt schleift der asymetrisch ab.
Der Stahlbremsmantel hat 2 Dehnfugen.
walzen-torpedo-fahrbetrieb.jpg
Tipp des Tages.
Bei ungepflegten Naben (200 Ocken +-0 fuer Bier pro Jahr und einem Heller fuers Rad),
mag nach 30 Jahren (und 6000 Ocken fuer Bier) schon mal der Gewindekopf 5 Nuten bei/an den Walzen bekommen.
Sparfuechse dremeln die Nuten einfach glatt.
Ansonsten helfen auch 5 Stk. 6,6er Walzen oder ein neuer Antreiber.
Ein Anreiber ist auch ein Gewindekopf.
Beide Begriffe, sogar mit sinnlosem Rechtreibfehler, fuehren wieder mal zu besseren Crawler-Ergebnissen.
walzen-torpedo-bremsbetrieb.jpg
Hier is vonne Bremsseite in die Roehre geschaut.
Da gilts sich reinzudenken.
Fazit:
Danke an unsren guten Nabenbruder in Kopenhagen, fuer die beiden Fotos
.
Schauen Sie auf seine Seite und beachten die grandiose Drehmaschine des armen Mannes.
Wir bleiben dabei.
Banal, basic und gut.
Ich geh Bier kaufen.
Messing-Bremsmantel:
Der Messingbremsmantel ist aus der Torpedo-Freilauf der 60er Jahre und davor.
Der Durchmesser betraegt bei einem neuen Bauteil 33,8mm.
Stahl-Bremsmantel:
Der Stahlbremsmantel rechts ist aus einer Nabe ab 1972, da wurde zur Erhoehung der Bremskraft das Material geaendert.
D = 33,8mm.
Der untere ist ein Replika aus der Favorit und ist kompatibel.
D = 33,8mm.
Die drei Moeglichkeiten die (Motor-) Torpedo-Bremse zu erneuern.
drei-varianten-eine-fsbr-motortorpedo-bremse-zu-erneuern.jpg
Vorwort zur schwachen Bremse:
Das Auto waer vermutlich schon 1979 nicht mehr durch den TUEV gekommen.
Die ca. 30 Jahre spaeter auftauchende Frage lautet wie folgt:
Meine Torpedo bremst schlecht, was kann ich tun?
Manchmal bekomme ich auch Anrufe:
Meine 98ccm-Sachse soll nur beim TUEV bremsen, wie kriech ich das hin?
Abhilfe, auf dem Weg zu guten Bremsungen:
Es gilt zu unterscheiden, ganz egal welche Variante von Torpedo.
Nutzen Sie ein Fahrzeug stetig im Alltag, erneuern Sie den Bremsmantel.
Ich schwoer auf Messing, Sparfuechse wechseln lediglich die Belaege.
Messing-Bremsmaentel wirken dynamisch, irgendwie weicher.
Neue Belaege haben einen guten Druckpunkt... bis zur Blockade und Driftbremsung.
Stahlbremsmaentel sind bissiger, gut fuer Urban-Arbeit-Torpedos.
Neigen bei starker Abnutzung zur Ruckzuck-Blockade.
Nutzen Sie ein Fahrzeug (mit schlechter Bremsleistung) fuer gelegentliche Oldtimer-Ausfahrten.
Wenn eine Stahlbremsmantel schon verbaut ist, erneuern Sie den Bremsmantel und nutzen Stahlbremsmantelfett.
Wenn eine Messingbremsmantel verbaut ist, Quernuten reinflexen, duenn Vaseline draufschmieren.
Fazit:
Kann ich auch was andres als das damals von Sachs spezifiziert und empfohlene Schmiermittel nehmen?
Ja klar...
Erfahrungen mit Ruecktrittbremsen von F&S-Naben.
Endlich:
Gesicherte Erkenntnisse treffen hier auf Vermutungen.
Vorwort:
Der Test ist nicht von mir.
Ich sag Danke an den Material-Spender.
Ein alter Werbeslogan taucht mir die letzten Tage (waehrend der Vorbereitung zu diesem Bremsbericht) im Kopf auf:
"Funktionsstabil bis zur Rotglut."
Das meinten die damals so.
Koennte aus "Radmarkt und Reichs Mechaniker" sein.
Wer bei diesem Bericht den Humor nicht ganz verliert ist hier goldrichtig.
Wenn Sie dieses Gespann in den Alpen auf einem Pass erkennen:
"Haben Sie ganz klar diesen Bericht gelesen, moechte ich Sie bitten innerlich Danke zu sagen."
Im Zusammenhang mit dem E-Mailkontakt, der zu dieser Veroeffentlichung fuehrte,
bekommt dieses Fahrzeug hoch oben in den Bergen einen tieferen Sinn.
Ansonsten koennte man meinen der Typ muss sich unbedingt spueren.
Ich ziehe hier meinen Hut.
Es sind drei Bremstests durchgefuehrt worden.
Inklusive genauester Aufzeichnungen.
Das ist sehr wertvoll fuer mich.
Test 1.
Ganzer Pass (ca. 7KM) mit zu ca. 70% Dauerbremsung der Hinterradnabe.
Ohne Zusatzgewicht, d.h. Gesamtgewicht 90KG.
Keine Verfaerbung der Hinterradnabe, Bremswirkung stets gut,
Temp. 115°C (gemessen am austretenden Fett).
Keine Defekte beim Zerlegen
Das bestaetigt meine Vermutungen zu dem mir vorliegenden historischen Material.
Oben sehen Sie ein Foto aus einem Album aus 1941.
Zwei junge Maenner unterwegs: 560KM von Muenchen zur Großglocknerstraße und retour.
Die hatten keine andere Moeglichkeit als mit Stempel- und Ruecktrittbremsen zu reisen.
Es war normal, es waren ja auch ganz normale Raeder.
Test 2.
Hinterradnabe neu eingefettet.
Zusatzgewicht 115, d.h. Gesamtgewicht 205KG.
100% Dauerbremsung
Nach 0,63 KM und 3 Min 152°C (gemessen am austretenden Fett), Braunfaerbung der Nabe
Nach 2,00 KM und 8 Min 182°C (Messung dauerte gut 2 Min)
Nach 2,24 KM und 11 Min 218°C gemessen am austretenden Fett
Beim Zerlegen, Bremskonus passt nicht mehr optimal in den Bremsmantel.
Alle Teile im Inneren stark geschwaerzt.
Trocken und staubig "Metall wirkt auf Metall".
Test 3.
Hinterradnabe neu eingefettet, neuer Bremskonus montiert.
Zusatzgewicht 115, d.h. Gesamtgewicht 205KG.
100% Dauerbremsung
Gesamtstrecke 2,8 KM in 12 Min.
Nach 1:40 Min entsteht die erste Rauchentwicklung .
Nach 3:50 Min Blaufaerbung der Nabe in der Mitte.
Nach 4:30 Min erstes Klemmen der Nabe.
Nach 9:30 Min Blaufaerbung der Nabe zu 70%.
Nach 12:00 Min "Weichwerden der Bremse", Fahrt wird gestoppt.
Nach weiteren 5:00 Min kann das Rad nicht mehr gedreht werden, evtl. steigt die Temp. durch Stauhitze.
230°C das Geraet zur Messung schaltet ab (mehr gibt es nicht her).
Beim Zerlegen, alles wie verkohlt.
Der Bremsmantel laesst sich nur mit dem Hammer und Schraubendreher loesen.
Die Vermutungen (vom Spender und mir):
Der Bremskonus fuehrt durch seine Kantenschaeden zur Blockade des Rades.
Uebrigens, die Nabe lief nach einer Neufettung schlecht.
Die Bremse wirkt sehr ploetzlich und extrem metallisch, aber die Nabe laeuft.
12 Minuten mit Anhaenger: 200kg-torpedo-dauer-bremstest-temperatur218grad.mp4
Auf zum Fuscher Toerl: Die Auffahrt und die Schiebung.
Vor der Abfahrt steht die Auffahrt.
Die Großglockner Hochalpenstraße wird schon aus der Ferne beworben.
Kurze Vorabinformationen im Internet bereiten einen gewissentlichen Fahrradfahrer vor.
Je mehr wir uns der Zahlstelle naeherten, desto deutlicher wurde mir worums dort nebenbei geht.
Um verdammt viel Geld.
Tausende motorisierte Fahrzeuge haben an der Bezahlstelle 20-30 Euro zu lassen.
Fuer Radfahrer ist die Nutzung der Straße gratis.
Vor 9.00 Uhr machts Freude.
Ab 10.00 Uhr ueberwiegen Fahrzeuge "wie an einer Perlenkette aufgeschnueret".
Downhill-Rad (nicht zu sehen, war immer weg), fuhr stets.
Andros Rennrad mit Campa-Ausstattung, schob fast nie.
Sachs H3111 mit Bergritzel, schob ca 85% des Anstiegs.
Shimano Nexus 8gang, schob ca. 90% des Anstiegs (der erste Gang ging nicht rein).
Torpedo Freilauf, ich schob 98% des Anstiegs.
Durchgaengige 12% Steigung.
Die Glocknerstraße bot mir mit ihren Kehren echte Abwechslung.
Ich konnte dort immer mal wieder fuer ein paar Sekunden Fahrrad fahren.
Mit dem Andros verhielt sich das anders.
Der Fahrer bezeichnete die Auffahrt wie "Ruehrteig kneten".
Rechenkuenstler sitzen ueber Stunden am Schreibtisch und gruebeln...
Ich vertrete nach wie vor die Meinung.
Die Uebersetzung ist eine individuelle Angelegenheit.
Ich weiß aus Erfahrung:
Um mit der Torpedo Freilauf 12% Steigung zu fahren, bedarf es hinten eines 28-32er Ritzels.
Und das bei 46-Zahn Kettenblaettern, das bezeichne ich jetzt kuehn als "Glockenlager-Standard".
Mir sind zig Leute bekannt, die wuerden ein Fahrrad mit der Kombination 46/28 einfach ins Tal werfen.
Um es denen nicht gleich zu tun, habe ich hinten ein 23er Ritzel montiert.
Ich haette aber locker das 21er nehmen koennen, das war montiert.
Das aendert bei durchgehender 12% Steigung naemlich garnichts.
21-23 Zahn bei Glockenlager Standard ist eine gute Wahl.
Mit 21 Zahn wuerde ich jeder Zeit eine mehrwoechige Fahrradtour starten.
Auch 23 Zahn ist im Alltag gemuetlich fahrbar.
Mit Sicherheit aber nicht ueber lange Strecken.
Kommentare zum Erlebnis als Radfahrer an der Glocknerstraße:
Die Strecke bis zur Kaiser-Franz-Josef-Hoehe wird als "Radtour Koenigsetappe Oesterreichs" bezeichnet.
Der Bau in den 30er Jahren war eine Meisterleistung.
Am Fuscher Toerl wird den verunglueckten Bauarbeitern gedacht.
Wer frueh mit dem Rad aufbricht und fit ist, kann vor dem Fahrzeug-Ansturm oben sein.
Um die Mittagszeit gleicht das Treiben einem Event.
Ich habe mich diesem Treiben hingegeben.
Das hatte mit meinen Vorbereitungen zur Abfahrt zu tun.
Meine Gedanken kreisten um so banale Dinge wie:
Stempelbremsbelag
Messingbremsmantel
Vaseline
Starke Schmerzen durch Sturz
Die Abfahrt und die Bremsungen an der Glocknerstraße.
Meine Vorbereitungen gingen ueber Jahre.
Ohne Schaden unten ankommen, das war die Maxime.
Dazu gehoeren zwei unabhaengig voneinander funktionierende Bremsen.
Die Dauer der Vorbereitungen mag verwundern.
Die Finanzierung ist verbucht, sie ist ein (die Zeit) beeinflussender Faktor.
Das wollte ich erreichen:
Die Torpedo nicht zu Schrott fahren.
Die Stempelbremse in kurzer Zeit an die Leistungsgrenze bringen.
Da es bei der Abfahrt trocken war, waren beide Ziele moeglich.
Bei Regen liegt die Leistung der Stempelbremse bei Null.
Selbst feuchte Stellen auf dem Asphalt sind mit absoluter Vorsicht zu durchfahren.
Ich bleibe bei meiner Aussage:
Eine Reise mit Alpenquerung wuerde ich mit einer Stempelbremse scheuen.
Zu Testzwecken war das durchaus eine gute Angelegenheit.
Eine Torpedo Weltmeister aus 1927.
Die Nabe wurde vor der Abfahrt von mir frisch geoelt.
Den Messingbremsmantel habe ich mit Vaseline versorgt.
Alle 400 Hoehenmeter habe ich die Nabe waehrend der Abfahrt mit Vaseline nachgeschmieret.
Der Schmierstoff gelangt durch den Helmoeler zum Bremsmantel.
Auch wenn das eingedrueckte Material wieder zuegig verbraucht wird.
Es fuehlet sich gut an.
Die Torpedo bleibt am Leben!
Die Vaseline dringt waehrend der Weiterfahrt, zwischen Nabenhuelse und Hebelkonus, wieder aus der Nabe aus.
Die Nabe wurde einmal von mir sogar mit Quell-Wasser runtergekuehlt.
Zur Freude-Verbreitung der Reisegruppe hat es echt ordentlich gedampft.
Fazit:
Die Nabe hat stets mit bester Wirkung gebremst.
Das Fahrrad faehrt sich noch immer gut.
Ein "Loch" zum Innenleben ist notwendig um eine Nabe zu versorgen.
Ueber Klapp- oder Helmoeler ist das sehr gut durchfuehrbar.
Moderne Brems-Naben machen es einem da wirklich schwerer.
Sie haben keine Versorgungs-Oeffnungen.