1937 bis 1941: Der Fahrradweg mit meinem Freund Hauni bis zur Glocknerstraße.
Meine virtuelle Fahrradtour.
Vorwort:
Die folgende Geschichte ist ein Resultat meiner Sammlung.
Sie basiert auf von mir gekauften und geerbten Buechern.
Verwendet wird nebenbei Fahrrad-Fachliteratur aus den 30er und 40er Jahren.
Ich gebe hier Einblicke in Erinnerungen meines Vaters Soenke Hansen.
Seine Erzaehlungen, mischen sich in mir, mit der erfundenen Geschichte um die Freundschaft zweier junger Herren, die 1941 in die Alpen radeln.
27.12.2009 Jens Hansen
Mitte der 30er Jahre gestalteten sich unsre Gruppenfotos noch durch verspruehende Laune.
Maerz 1937: Links Werner, dann Heinrich und neben mir Hans, meine damaligen Freunde und ich.
Ich bin Soenke Hamester und wohnte damals in Oejendorf bei Hamburg.
Ich fuhr das alte Arbeits-Rad von Vater.
Großvater sagt immer es sei die alte Hamburger Marke "Panzer".
Ich konnte davon nichts erkennen, es war schwarz uebergemalt.
Dieses Fahrrad ist mir Anfang des Krieges gestohlen worden.
Mein guter Freund Werner Haunstein, er wohnte in Kirchsteinbek.
Wir sagten alle "Hauni" zu ihm.
Werner hatte ein eigenes Wanderer-Fahrrad, er hatte das vom Vater uebernommen.
Es hatte eine Nabe mit 31er Gravur.
Es war das Rad mit dem wir dann auch 1941 von Muenchen zu Großglocknerstraße gefahren sind.
Heinrich Moeller, von allen Hein genannt, fuhr spaeter zur See.
Er hatte nichts am Hut mit Raedern...
Hans Baumgarten fuhr wenig Rad.
Bei gemeinsamen Unternehmungen lieh er sich das Bismarck seines großen Bruders.
Die Marke erinnere ich wegen dem Mann mit Hut auf dem Marken-Schild.
Juni 1937: Internationale Deutschlandfahrt
Tagebucheintrag vom 12.06.1937
Lichtspielhaus Wandsbek.
In der Wochenschau ging es auch um Radsport und die Deutschlandfahrt.
Bautz faehrt ein Rad mit Dreigang-Schaltung und Schalter am oberen Rohr.
Ich sehe das zum ersten mal.
Die Deutschlandfahrt in Ihrer Etappe Chemnitz nach Erfurt wurde gezeigt.
Das Rennen fuehrt auch ueber Hamburg nach Berlin.
Ich moechte unbedingt Bautz + Geyer sehen. Und natuerlich die Schaltung.
Quelle F&S Kalender 1938
Einige der Fahrer fuhren mit Dreifachzahnkraenzen an denen die Kette
noch von Hand umzuspannen war.
... beim folgenden Bild, die Oberrohrschalter sind knapp zu erkennen.
Tagebucheintrag vom 19.06.1937
An den Elbbruecken, Ankunft der Fahrer.
Ich kaufe mir eine Karte von "Geyer."
Ein Erinnerungsstueck...
Bleistiftvermerk hinten: erworben Samstag 19.06.37.
Juli 1937: Tour de France
Hans zieht nach Frankreich, uns bleibt der Briefwechsel.
Hans formulierte das damals so:
Lieber dort leben, wohin die Seuche sich erst langsam ausbreitet.
Das waren mehr die Worte von Hansis Vater, die Tragkraft ist mir aber erst viel spaeter bewußt geworden.
Bellac 1936
Morichon aus Bellac 1937, zweiter von links
Hans versorgte uns bestaendig mit Fahrradinformationen aus dem Nachbarland.
Freundschaften entstehen...
Unsere große Fahrrad-Wanderzeit.
Wir machten unsre ersten eigenen Wanderfahrten.
Wir hatten große Ziele und strebten nach hohen Taten.
Erinnerungen an ein Gruppe juengerer Gleichgesinnter.
Manchmal begleitete ich Hauni zu den Formationen "Heile Jungs".
Er las Buecher wie: Weltgeschichte an der Saar, von Kalle Knartz 1935.
Einige Jahre spaeter folgte: Werk und Mensch, von Hermann Flieger Hemdsaermel 1937.
Das war nicht immer Thema, aber es lag eindeutig auf der Hand.
Mein Freund entwickelte sich zu einem Faschisten.
Er trug immer feinste Utensilien bei sich und war stets fluessig.
Ich bin in der gluecklichen Lage hier sein altes Bosch-Radfahrer-Buch von 1941 zeigen zu koennen.
Hauni zog es im letzten Jahr seiner Ausbildung in den Harz.
Das war ein Bestandteil der Lehre bei einer Hamburger Großeinkaufsgesellschaft.
Wir deuteten das damals als Strafversetzung.
Allerdings kam die erst nach unsrer Glockner-Reise.
Freundschaften gehen...
1941: Auszuege aus dem Fotoalbum der Radtour mit meinem Freund Hauni.
Kurz nach unsrer Tour wurde Hauni zur Wehrmacht gezogen.
Er ist Jahre spaeter in Frankreich gefallen.
Auf welchem Soldatenfriedhof er liegt ist nicht nachgewiesen.
Er ist fuer den Faschismus im besten Glauben gegangen.
Mir fehlen unsre Streitereien fuer eine bessere Welt.
Meine "historische Radtour" war eine Begegnung mit der Vergangenheit anderer Menschen.
Selbiges blieb dann auch hinter mir.
Uebrig blieben das Abenteuer mit Freunden und meine Tests fuer Scheunenfunde.
Das fuehlt sich gut an!
Kraftfahratlas aus 1935, die Glocknerstr. war noch im Bau.
Ueber einen langen Zeitraum lief meine Planung.
Die Basis bildete eine Radtour zweier Herren vom 1.- 8.6.1941.
Dokumentiert durch ein Fotoalbum mit der Inschrift "Muenchen-Glocknerstraße-Muenchen".
Meine Reise in die Vergangenheit wendete sich, waehrend ich vor einigen Tagen in ihr drin steckte, schlagartig in die Gegenwart.
Das ganze alte Geraffel ist nur Makulatur, mir machts lediglich Freude mich mit dem Kram zu beschaeftigen.
Zillertal, Schlitters
Die Spurensuche, das gebe ich gerne zu, war eine spannende Angelegenheit.
Teilweise hat sich die Umgebung nach ueber 70 Jahren nur marginal geaendert.
Zillertal, Zell am Ziller
Die Natur veraendert sich und der Mensch veraendert die Natur.
Einge Standorte mit Fotos der beiden Herren gibts garnicht mehr.
Zillertal, Uderns
Das Foto hatte Fernweh in mir geweckt.
Das Fernweh hab ich gestillt.
Die Stelle ist unauffindbar.
Oberhalb von Gerlos sind ganze Landstriche in einem Stausee verschwunden.
Mein Fazit, August 2012:
Die Vorbereitungen, zu allem was auch nur irgendwie mit dem Fahrrad zu tun hat, machen mir irre Freude.
Die Umsetzung war ein weiterer Schritt.
In diesem Fall danke ich Vollbartshausen und Co.
Am Fuschertoerl zusammen anzukommen, das war echt ein gutes Ding und notwendig in meinem Leben.
Nachwort:
Ich moechte hier darauf hinweisen.
Ich verachte den Faschismus.
Freundschaften zwischen Nazis und Maulhaltern sind denkbar.